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Die Motorsport-Vita

von Maximilian Weissermel


06. Juli 2025

Was als kindliche Faszination für Motoren, Geschwindigkeit und Benzingeruch begann, entwickelte sich zu einer beeindruckenden Reise durch die Welt des Motorsports – voller Höhen, Tiefen und unbändiger Leidenschaft.
  • Text | Fotos:
    Maximilian Weissermel

Bereits als Kind habe ich an vielen Motorsportveranstaltungen als Zuschauer teilgenommen. Dazu zählten Flugplatzrennen, verschiedene Cup-Klassen, Motorradrennen, Speedway und die DTM. Als Jugendlicher bin ich dann selbst als Hobbyfahrer ins Kart gestiegen.

Ab 2015 war ich fast jedes zweite Wochenende bei Rennsportveranstaltungen unterwegs. Insbesondere beim Porsche Cup, der Nürburgring Langstreckenserie und den GT Masters. Stellenweise auch international. Aber auf den normalen Zuschauerplätzen war es mir nicht aufregend genug. Somit suchte ich den Weg ins Fahrerlager, bis letztendlich in die Box. Dort schaute ich mir immer alles genau an. Die verschiedenen Abläufe, Kommunikation im Team, Materialvorhaltung und natürlich auch die Rennfahrzeuge. Ich bemerkte, dass mir der Motorsport unvorstellbare Emotionen bereitet und ich nicht genug davon bekommen konnte. Insbesondere die Leidenschaft für Porsche wuchs immer mehr. So passierte es auch, dass ich freitagabends ins Handy guckte und spontan ein Ticket in Zandvoort oder Spa kaufte. Schnell ein paar Sachen gepackt und dann früh morgens um 4 Uhr gestartet. Natürlich abends wieder zurück.

2018

Damals hatte ich die Möglichkeit, an einem Rallye-Training von Armin Schwarz als Copilot teilzunehmen. Selbst durfte ich nur zwei kleine Runden im Kieswerk und bei strömenden Regen fahren. Die notwendige persönliche Schutzausrüstung kaufte ich mir in letzter Sekunde.

2019

In jenem Jahr habe ich vier weitere Starts als Copilot absolviert. Doch es war klar, dass ich selbst fahren möchte, und zwar im Bereich der Rundstrecke. Also wurde es ernst. Ich hatte mich im Internet auf bekannten Plattformen nach einem gebrauchten Rennauto umgeschaut und wurde schnell fündig. Ein bereits auf der Nordschleife bekannter Seat Leon Cupra R stand zum Verkauf und gehörte bald mir. Nebenbei habe ich noch schnell den Anhängerführerschein absolviert. Eine bis dahin unvorstellbare Situation. Kurz darauf folgte der erste Trackday auf der Nordschleife. Diese kannte ich bisher nur von der Playstation und aus Youtube-Videos. Die beiden Abende davor versuchte ich, mir die Strecke zu merken und die Kurvennamen auswendig zu lernen. An Schlaf war nicht zu denken.

Mit einem kleinen Werkzeugskoffer und einem geliehenen Anhänger (jedes Mal zwei Stunden und 50 Kilometer extra Aufwand) fuhr ich in die Eifel. Nach immerhin zwölf Runden riss im Karussell der Turboschlauch ab. Da ich aber wusste, dass die Firma Manthey in der Nähe ist, fuhr ich direkt zu ihnen und mir wurde prompt geholfen. Alle anderen Werkstätten hatten gerade Mittagspause.

Nach einem weiteren Trackday mit dem Pistenclub in Hockenheim, wo mir dann auch noch die Radnabe abriss, meldete ich mich bei der Motorsport Akademie zur nationalen A-Lizenz an. Auch wenn in der praktischen Prüfung wieder die Radnabe abriss, hatte ich bestanden.

Im Oktober ging es alleine nach Spa-Francorchamps. Zwischenzeitlich hatte ich den Seat in der Garage meiner Großmutter umlackiert und neu beklebt.

Bei strahlendem Sonnenschein und nach 40 Runden über die Ardennen-Achterbahn – ihr dürft raten – riss wieder die Radnabe ab. Egal, es war ein gelungener Tag. Auch hier reiste ich noch am selbigen Tag zurück. Heute völlig unvorstellbar und durchaus unvernünftig gewesen. Nicht nur deshalb war klar, alleine geht das alles nicht. Im gleichen Jahr gründete ich das Team „m&m motorsport“, das später zur Firma wurde.

2020

Zwischen den Jahren hatte ich mir Gedanken gemacht und es war klar: Ich möchte Rennen fahren und zwar auf der schönsten, anspruchsvollsten und gefährlichsten Rennstrecke der Welt, der Nürburgring-Nordschleife. Gesagt, getan. Ich begann, mir zwei Nebenjobs und Sponsoren zu suchen. Auch ein anderer Stellplatz und Material mussten organisiert werden. Hinzu kam ein günstiger eigener Anhänger.

Es ging los. Das erste Mal auf Slicks und es dauerte nicht lange, da zeigte sich, was Eifelwetter bedeutet. Im Regen überstand ich die letzte Runde und konnte die Saison/Meisterschaft erfolgreich auf einem dritten Platz beenden. Dies führte auch zu weiteren kleinen Sponsoren und Aufmerksamkeit in der lokalen Presse.

2021

Voller Energie und Motivation suchte ich zwischen den Jahren nach einer neuen Herausforderung und in letzter Sekunde wurde beschlossen, dass ich in der kommenden Saison in einem anderen Rennauto an den Start gehen werde. Es folgte ein VW Golf GTI, der für die Langstreckenserie zum TCR umgebaut wurde. 130 PS mehr, Sitzposition halb liegend in Höhe der B-Säule, Aerodynamik, verbaute Hebeanlage, Sidepipe und vieles mehr. So muss es sich in einem Raumschiff anfühlen, dachte ich mir.

Um weitere Einnahmen zu generieren, entschied ich mich, den Cupra parallel als Kundenfahrzeug einzusetzen. Mit Erfolg. Die gesamte Saison verlief ohne größere Probleme. Selbst ein Abflug auf der Döttinger Höhe mit 220 km/h ging glimpflich aus. Lediglich eine Tür und einige Folienschäden waren zu beklagen. Es ist ja auch ein bisschen Kontaktsport. Im Sommer war ich mit dem Pistenclub noch auf einem Trackday in Spa-Francorchamps und in den Niederlanden in Zandvoort. Beide Male war es eine unglaubliche Erfahrung und die beiden Strecken gehören auch zu meinen Lieblingsstrecken.

Die Saison wurde durch das traditionelle 3h-Rennen am Nürburgring beendet. Eine durchaus gelungene Saison.

2022

Wieder zwischen den Jahren grübelte ich nach einem neuen Projekt. Stillstand war nie eine Option. Der nächste Step war die Nordschleifen-Permit-A für die Nürburgring-Langstreckenserie (NLS, ehemals VLN). Diese ist vereinfacht für die schnellen Fahrzeuge notwendig. Für mich völlig unvorstellbar, bei den „großen Jungs“ mitzufahren, die ich nur aus dem TV und als Zuschauer kannte.

Im April ging es los. 6h-Rennen in einem Renault Clio Cup. In der letzten Runde beendete ich unfreiwillig mit einem großen Knall und einem Feuerball das Rennen. Motorschaden. Extrem ärgerlich, da das Ergebnis wichtig für meine Permit gewesen wäre. Es zählen nur beendete Rennen, Platzierungen und absolvierte Runden. Parallel bin ich die gesamte Saison in der RCN am Nürburgring in meinem VW gefahren. Hier konnte ich viel Erfahrung und wichtige Kilometer sammeln. Selbstverständlich ging es auch in diesem Jahr wieder nach Spa mit dem Pistenclub.

Im Sommer startete ich die ersten Kundenevents am Nürburgring. Es folgten einige Taxifahrten und zufriedene Sponsoren und Gäste. Ende des Jahres startete ich noch einmal in einem anderen Team auf einem GTI in der NLS und es konnten wichtige Punkte für die Permit A gesammelt werden.

2023

Das Jahr hatte es in sich. Ich startete direkt wieder als Gaststarter in der NLS in einem anderen Team und fuhr beim ersten Rennen sogar einen Doppelstint auf zwei verschiedenen Autos, da ein anderer Fahrer ausgefallen war. Leider verunglückte mein eigenes Rennauto am ersten Freitagstraining der NLS-Saison mit einem Paydriver am Steuer. Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt. Das Fahrzeug war allerdings Totalschaden. Für mich war es eine absolute finanzielle und organisatorische Katastrophe.

Aufgeben war jedoch keine Option. Es musste weitergehen. Über die Saison verteilt pilotierte ich insgesamt fünf verschiedene Rennfahrzeuge in anderen Teams.

Dazu zählte auch das legendäre 24h-Rennen. Bis zu einem unverschuldeten Unfall in der Nacht war es die mit Abstand emotionalste, schönste und auch anstrengendste Motorsportwoche in meinem Leben.

Parallel haben wir den GTI wieder aufgebaut und schweren Herzens entschlosssen, ihn zu verkaufen. Denn realistisch betrachtet, konnten wir uns einen erneuten längeren Ausfall gegenüber den Sponsoren nicht erlauben und auch der Wiederaufbau gestaltete sich schwierig. Teilemangel und die aufwendige eigene Herstellung von Ersatzteilen führten zu langen Standzeiten. Ein neues Projekt musste her und vor allem wieder etwas seriennahes.

Nach wirklich extrem harter Arbeit und Sponsorenakquise wurde ein weiterer Traum wahr. Es folgte ein Porsche-Cayman-S-Rennfahrzeug, aufgebaut von einem bekannten Werksteam am Nürburgring. Für viele unvorstellbar, aber wirtschaftlich war das die vernünftigste Entscheidung und vor allem die Ersatzteilproblematik gelöst. Viele Dinge, wie zum Beispiel Nenngelder, sind in der Fahrzeugklasse einfach günstiger. Dazu kommt die gute Zusammenarbeit mit weiteren Porsche-Teams und dem Porsche-Zentrum Oberursel. Teile werden bestellt und sind teilweise am gleichen Tag schon vorhanden.

2024

Wir starteten die Saison mit einem Rollout am Hockenheimring, organisiert vom Pistenclub. Bereits nach wenigen Runden fühlte ich mich sehr wohl im Auto. Auch wenn ein Mittelmotor mit Heckantrieb durchaus eine Umstellung war, hatten wir einen gelungenen Tag und absolvierten 90 Runden.

Auch in diesem Jahr gab es wieder Kundenevents, Taxifahrten, Gaststarts in anderen Teams und auch eine Teilnahme beim 24h-Rennen. Leider ereignete sich am letzten Renntag beim 3h-Rennen ein schwerer unverschuldeter Unfall. Beim Überrunden eines anderen Fahrzeugs erschreckte sich der Fahrer so sehr, da er mich nicht im Spiegel gesehen hatte und schoss mich ab. Es folgte ein Einschlag mit 160 km/h und ein halber Überschlag. Glücklicherweise erlitt ich nur kleinere Verletzungen. Erfreulicherweise konnte ich dennoch die RCN-Saison in der hart umkämpften Porscheklasse auf dem zweiten Platz beenden. Dennoch war es erneut eine organisatorische und wirtschaftliche Katastrophe.

Mir ist bewusst, dass solche Aktionen im Motorsport passieren können, aber für die kleinen privaten Teams bricht an solch einem Tag die Welt zusammen. Der Breitensport wird immer schwieriger und teurer. Aber Aufgeben war wieder keine Option, denn der Motorsport bedeutet mir einfach alles. Dank meinem treuen Hauptsponsor, der TÜ Taunus, und den vielen anderen langjährigen Sponsoren und Supportern konnten wir das Fahrzeug, unseren Taunusman, neu aufbauen. Dafür bin ich allen Beteiligten unendlich dankbar.

2025

Bis eine Woche vor Saisonstart war nicht klar, ob wir weiterhin Motorsport betreiben können. Die finanzielle Lage war oder ist durchaus angespannt. Aber wir haben es wieder mal geschafft. Die ständige Sponsorenakquise, schlaflose Nächte und unzählige Stunden an Vorbereitungen haben sich ausgezahlt.

Wie ihr euch denken könnt, startete die Saison wieder mit dem Pistenclub am Hockenheimring. Es folgt eine hoffentlich erfolgreiche Saison und ich wünsche mir sehr, weiterhin Motorsport auf diesem Niveau betreiben zu dürfen. Denn ihr kennt das: Motorsport löst weiterhin viele Emotionen bei mir aus und hat mir durch extrem schwierige private Zeiten geholfen.

Der Pistenclub hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass ich meinen Traum leben darf. Ich kann nur jeden ermutigen, zu versuchen, seine Träume zu verwirklichen. Sicherlich gehört dazu auch viel harte Arbeit, Disziplin und auch Glück.

  • Aktuelle Termine

Trackday Nürburgring Nordschleife
Freitag, 26.09.2025 08:30
Preis: ab 590€
Trackday Nürburgring Nordschleife
Donnerstag, 09.10.2025 09:00
Preis: ab 880€
Trackday Nürburgring GP
Montag, 20.10.2025 09:00
Preis: ab 680€
  • Maximilian Weissermel
    Autor

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