Als Rookie durch das Motodrom
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Text:Gregor Hagmann
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Fotos:sportspicture.ch
Ein Erlebnis, das bleibende Eindrücke hinterlässt – so wurde mir der Trackday anlässlich des Lizenzkurses im Herbst von Kollegen angepriesen. Skepsis, Neugier und vor allem der Drang, das Motorsport-Feeling zu erleben, ließen die Anmeldung für den März Wirklichkeit werden. Und da war noch die Überredung eines Freundes – einer Tourenwagen-Rennfahrerlegende mit nahezu 50 Jahren Rennsporterfahrung –, der sich der Frischling schließlich nicht mehr widersetzen konnte. Also reisten wir am Vorabend an – zusammen mehr als 140 Jahre alt, mit fast 400 Klassen- und Kategoriensiegen, allerdings überwiegend einseitig verteilt –, um eine mehr oder weniger angenehme Nacht im Transporter zu verbringen. Der erste Eindruck war bereits positiv: Die Eingangskontrolle – es war schon fast Mitternacht – war freundlich und vermittelte das Gefühl: "Schön, dass ihr da seid. Wir mögen unseren Job."
Los ging es aber erst mit Tagesanbruch – dann war Schluss mit der Ruhe. Fahrzeug um Fahrzeug wurde auf Hängern, Aufliegern und Schleppern herangeschafft – foliert, beklebt oder naturbelassen, mit Startnummern oder ohne, in allen Altersklassen: von brandneu bis über 50 Jahre alt. Mein Clio 2.0 fiel dabei weder besonders auf noch negativ ab – er war quasi die graue Maus. Die Spannung stieg – zumindest bei mir – beim Fahrerbriefing. Kompetent, so kurz (oder so ausführlich), wie nötig, klar und stets mit dem deutlichen Appell an den Sinn des Tages: Genuss durch Rücksicht und Vorsicht.
Das Fahrzeug meines Spezi – der giftgrüne Golf 2, auch "Frosch" genannt - erfährt eine intensive und akribische Vorbereitung. Jeder Handgriff sitzt: vom Motorwärmen über die Kontrolle bis zum Reifendruck-Check. Meine Versuche, die Abläufe zu kopieren, wirkten dagegen deutlich unbeholfener. Die Aufstellung in der Boxengasse vor der ersten Session ließ die Konzentration steigen. Dann ging es in die Aufwärmrunde: Ecclestone-Kurve, Parabolica, Haarnadel, Mercedes-Kurve und so weiter – wie im Lizenzkurs, nur diesmal ohne "Hebamme". Strecke frei – Vollgas! Mein Kistchen war verdammt laut und auch schnell – aber gefühlt noch viel schneller waren alle anderen Mitfahrer. Zielkurve, Bremspunkt ertasten, drauftreten, Scheitelpunkt anpeilen – und wieder Vollgas. Kurve für Kurve. Die Haarnadel einigermaßen erwischt, konnte ich das Heck des M3 kurzzeitig halten – aber nur bis zum Beginn der Beschleunigung.
Die Zielgerade kam – ebenso wie die Freude über die gelungene Premierenrunde. Und wieder schossen die Routiniers in ihren schnelleren Fahrzeugen an mir vorbei. Schritt für Schritt arbeitete ich mich an die Ideallinie und die Bremspunkte heran – zunächst noch ohne Curbs, später auch unter Einbeziehung des "Trampelstreifens", bis mein Mütchen nach einem Beinahe-Ausflug zu Beginn des Motodroms wieder abgekühlt war. Und immer wieder warf ich einen Blick in den Spiegel – ganz so, wie mein "Fahrlehrer" es mir eingebläut hatte.
Mittagspause – nach zwei Sessions. Eigentlich zu früh, doch in dieser Pause wurde mir erst richtig bewusst, wie hoch die Konzentration (und auch die Anstrengung) wirklich war. Auch hier wieder ein positiver Eindruck: freundlich, entspannt und hilfsbereit – die gesamte Organisationscrew.
Deutlich verändert war meine Herangehensweise am Nachmittag – nach der "Fahrschule" mit meinem Privatinstruktor. Der Profi hatte mir mein Potenzial aufgezeigt. Jetzt ging es wirklich deutlich schneller – auch dank der Semis. Die Runden wurden geschmeidig, flüssig und genussvoll – auch wenn ich auf den Geraden wieder links und rechts überholt wurde. Dank konsequenter Spiegelnutzung war ich kaum einmal unvorbereitet und wurde dadurch selten überrascht. Und wenn etwas besonders hervorgehoben werden sollte, dann sind es die überwiegend verständnisvollen Reaktionen der Bolidenpiloten gegenüber dem Neuling. Es war ein wahrhaft bleibendes Erlebnis für den Rookie – und mit Sicherheit nicht das letzte dieser Art!
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Gregor HagmannAutor
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