Ein Trackday im Clio RS auf dem
Bilster Berg Drive Resort
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Text | Fotos:Lennart Jungheim
Es ist Mittwoch, der 18. Juni, gegen 15 Uhr. Der Audi RS4 Avant wird als Zugfahrzeug vorbereitet – Reifendruck erhöhen, Werkzeug einladen, Helmtaschen, Verpflegung und Klamotten packen. Dann noch schnell den Anhänger ankoppeln und das Tracktool aufladen. Kurz zum Fahrzeug: Aktuell fahre ich einen Clio 3 RS, der größtenteils auf Clio-Cup-Technik umgebaut wurde. Das Fahrzeug wird von Raeder Motorsport gewartet, betreut und optimiert. Verbaut sind unter anderem ein KW Clubsport zweifach, die Serienbremse mit Endless-Belägen, ein leergeräumter Innenraum mit Wiechers-Käfig und Recaro SPG. Mit knapp 200 PS ist der Clio keine Rakete auf der Geraden – man muss viel Schwung mitnehmen und auf Drehzahl fahren. Aber dank seines Leergewichts von rund 1150 Kilogramm ist er ein Garant für späte Bremsmanöver, und mit der Dunlop Direzza-Bereifung
beginnt der Spaß meist ab dem ersten Einlenkpunkt.
Abfahrt Richtung Bilster Berg
Alles verzurrt – es kann losgehen. 250 Kilometer liegen vor uns. Ziel: Bad Driburg und der Pistenclub-Trackday am Bilster Berg. Seit über drei Jahren begleitet mich mein bester Kumpel auf allen Trackdays und den damit verbundenen Reisen. Bereits ab dem Autobahndreieck Heumar: der erste große Stau – man kennt es. Nach Leverkusen und der Abfahrt auf die A1 Richtung Remscheid wird es zum Glück ruhiger. Bei einer Reisegeschwindigkeit von 100 km/h kommen wir gut voran und nähern uns unserem eigentlichen Ziel.
Mit leichter Verspätung erreichen wir gegen 19.30 Uhr das Landhotel Bad Schwallenhof. Das Gespann wird sicher geparkt, das Zimmer schnell bezogen – das Abendessen ist dringend nötig. Das Restaurant „Feldscheune“ ist meine erste Empfehlung dieses Trips: superfreundliches Personal und das Essen ist jedes Mal ein Genuss.
Streckentag bei Traumwetter
Nach einer ruhigen Nacht und einem stärkenden Frühstück geht es gegen 8 Uhr zur Rennstrecke Bilster Berg. Das Wetter ist traumhaft – Sonne, 17 Grad, keine Wolke am Himmel, und das Wichtigste: kein Niederschlag in Sicht. Gut gelaunt fahren wir die knapp 15 Kilometer bis zum Pförtnerhaus und passieren die Schranke. Der Blick auf die Mausefalle von außerhalb der Strecke ist absolut beeindruckend.
An der Boxenanlage finden wir problemlos einen Parkplatz für unser Gespann – direkt neben einem alten Bekannten vom letztjährigen Trackday, diesmal mit seinem Schwiegersohn. Immer wieder schön, wenn man Gleichgesinnte wiedersieht. Nach der kurzen Anmeldung in der Pistenclub-Box wird das Auto vorbereitet: Luftdruck anpassen, Aufkleber anbringen, Transponder montieren.
Briefing und Fahrerlager
Anschließend folgt das zweigeteilte Briefing des Pistenclubs. Zuerst der allgemeine Teil, der für alle verpflichtend ist, danach der spezifische Teil – dieser ist nur für diejenigen Pflicht, die das E-Learning nicht durchgeführt oder bestanden haben. Wir starten in Gruppe zwei und haben demnach noch etwas Zeit, die wir für einen Rundgang durchs Fahrerlager nutzen. Wie so oft dominiert auch heute wieder Porsche – gerade RS, GT3 und GT4 sind auf jeder Strecke beeindruckend schnell. Bei anderen Herstellern ist meist deutlich mehr Umbauaufwand nötig, um auf ein ähnliches Pace-Niveau zu kommen. Dennoch: Erfreulicherweise ist es heute sehr durchmischt – einige BMWs, Audis, Golf GTIs, Hyundai i30 N und Co. sind ebenfalls vertreten.
Ab auf die Strecke
Um 10 Uhr geht es pünktlich los. In der ersten Runde werden wie üblich Fahrzeug und Reifen aufgewärmt, ab Runde zwei wird das Tempo gesteigert. Wie eingangs erwähnt – die Bedingungen könnten nicht besser sein. Ideale Temperaturen, trockene Strecke, keine Gelbphasen – der erste Stint verläuft absolut reibungslos. Der Clio RS performt wie gewohnt stark – vor allem der technische Teil der Strecke scheint wie für ihn gemacht.
Nach einer kurzen Pause und einigen Benzingesprächen geht es in den zweiten Stint. Wer ebenfalls mit leergeräumtem Innenraum und ohne Klimaanlage fährt, kennt es: Es wird langsam warm im Auto. Trotzdem läuft auch der zweite Stint ohne Zwischenfälle – keine Gelbphasen, kein Drama. Das Verhalten auf der Strecke ist sehr fair.
Die Regelung des Pistenclubs beim Überholen finde ich persönlich hervorragend: Das Überholmanöver muss vor der Kurve abgeschlossen sein – sprich: Wer einlenkt, dem gehört die Kurve. Damit lassen sich brenzlige Situationen meist vermeiden und das Fahren wird insgesamt entspannter.
Gemeinsame Runden & Mittagspause
Im letzten Stint vor der Mittagspause fahren wir gemeinsam mit einem Golf 7 GTI. Natürlich leistungstechnisch überlegen, aber im technischen Teil der Strecke kann der Clio dank seines Gewichts gut mithalten. Das gemeinsame Fahren auf einem Trackday ist für mich immer ein Highlight – die Möglichkeit, sich auch mal „ziehen zu lassen“ und mit Gleichgesinnten die Strecke zu genießen.
13 Uhr – Mittagessen: Nach einem intensiven Vormittag und gefühlt drei durchgeschwitzten T-Shirts ist eine Stärkung dringend nötig. Die Verpflegung gibt es im Restaurant „Turn One“. Am Ende der Start-Ziel-Geraden gelegen, bietet es von seiner Anhöhe einen tollen Blick über das Areal des Bilster Bergs. Das Essen ist – wie immer – erstklassig: vielseitig, frisch und geschmacklich top. Die zweistündige Mittagspause verbringen wir in unserer Gruppe vom Vormittag. Kurz vor dem Start der Nachmittagssession gibt die Pistenclub-Leitung bekannt, dass nun „Open Pitlane“ gilt – die Gruppeneinteilung wird aufgehoben. Für den zweiten Teil des Tages natürlich ein weiteres Highlight!
Finale Stunden
Pünktlich um 15 Uhr starten wir in die letzten Sessions. Der Clio konnte abkühlen, der Luftdruck wird angepasst, wir tanken nochmals nach. Die kommenden zwei Stunden sind purer Genuss – aber natürlich auch eine Belastung für Mensch und Material. Gegen Ende verhält sich die Bremse unter ABS etwas „zickig“. Ich nehme sicherheitshalber ein paar Prozent raus und übertreibe es nicht auf den letzten Runden. Wir fahren die letzten Minuten entspannt zu Ende – stressfrei und ohne Kratzer. Trailer bereitmachen, Auto aufladen, alles verzurren – fertig für den Rückweg.
Mein Fazit:
Großes Lob an alle Beteiligten! Keine Unfälle, kein unfaires Verhalten, keine Unterbrechungen. Die Organisation durch den Pistenclub hat hervorragend funktioniert, und das Miteinander war super entspannt. Genau das ist einer der Hauptgründe, warum ich seit zwei Jahren als Mitglied auf Pistenclub-Trackdays unterwegs bin. Gerne weiter so – und vielen Dank für dieses großartige Event am Bilster Berg! Bis bald!
„Die Grüne Hölle bleibt ungeschlagen“
Im Gespräch mit Lennart Jungheim – Trackday-Enthusiast, IT-Unternehmer und Familienmensch.
Lennart, danke, dass du dir Zeit nimmst! Du hast uns bereits mit deinem Erfahrungsbericht vom Bilster Berg begeistert – jetzt möchten wir dich noch ein wenig persönlicher kennenlernen. Fangen wir ganz vorne an: Wie alt bist du, und woher kommst du?
Ich bin 35 Jahre alt und komme aus dem schönen Bad Honnef – direkt am Rhein gelegen, mit kurzen Wegen in die Eifel. Eine perfekte Basis, wenn man gerne auf der Rennstrecke unterwegs ist.
Was sollten unsere Leser noch über dich wissen?
Ich bin Geschäftsführer eines IT-Unternehmens, verheiratet und stolzer Vater eines Sohnes. Beruflich bin ich also viel mit digitalen Themen beschäftigt – aber sobald der Helm auf dem Kopf sitzt, beginnt eine andere Welt. Dann zählt nur noch der nächste Bremspunkt. Neben Trackdays bin ich auch regelmäßig im Kartsport aktiv. Für mich ist das der
perfekte Ausgleich zum Alltag.
Seit wann bist du eigentlich Mitglied im Pistenclub?
Seit 2023 – also noch recht frisch dabei, aber schon voll überzeugt!
Und wie bist du auf den Pistenclub aufmerksam geworden?
Tatsächlich ganz klassisch über Instagram. Ich bin auf die Inhalte gestoßen, war direkt neugierig – und nach dem ersten Event war für mich klar: Hier stimmt einfach alles.
Erinnerst du dich noch an deine erste Veranstaltung mit dem Pistenclub?
Klar – das war im Frühjahr 2024 am Bilster Berg. Eine super organisierte Veranstaltung und für mich der perfekte Einstieg. Der Streckenverlauf ist anspruchsvoll, aber unglaublich spaßig. Und die Atmosphäre im Fahrerlager? Richtig entspannt und kollegial.
Wie viele Trackdays stehen bei dir im Jahr auf dem Plan?
Ich versuche, drei bis vier pro Jahr unterzubringen. Mehr lässt sich mit Job, Familie und anderen Verpflichtungen leider kaum realisieren – aber diese Tage sind dann auch echte Highlights im Kalender.
Warum hast du dich für den Pistenclub entschieden?
Die Organisation ist top, die Gruppen sind nie überfüllt, und das Publikum ist durchweg vernünftig. Das Verhalten auf der Strecke ist respektvoll, es gibt klare Regeln – das schafft Sicherheit und ein angenehmes Miteinander. Für mich eine der besten Plattformen für Trackday-Fahrer.
Du hast im Bericht den Bilster Berg bereits erwähnt – aber was ist deine absolute Lieblingsstrecke?
Da gibt’s für mich nur eine Antwort: Die Nordschleife. Die Strecke ist einzigartig – nicht nur durch ihre Länge und den Schwierigkeitsgrad, sondern auch wegen der Umgebung. Die Eifel, die Historie, die Atmosphäre... es ist eben die Grüne Hölle. Und sie bleibt jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Man wird nie wirklich „fertig“ mit ihr.
Was war dein erstes eigenes Auto?
Eine Mercedes-Benz A-Klasse – damals noch eher pragmatisch als sportlich. Aber irgendwie muss man ja anfangen!
Und was fährst du heute auf der Rennstrecke?
Aktuell bewege ich einen Renault Clio 3 RS – allerdings ausschließlich auf der Rennstrecke. Für mich ein perfektes Tracktool: handlich, leicht, direkt. Genau das, was ich mag.
Was hast du an deinem Clio alles verändert?
Das Fahrzeug wurde schon vom Vorbesitzer umfangreich umgebaut – und wir haben das Ganze dann weiter optimiert. Aktuell sind verbaut: ein KW Clubsport 2-fach Fahrwerk, ein Wiechers-Käfig, Recaro SPG-Schalensitze, Sechs-Punkt-Gurte, ein OMP-Lenkrad – und der Innenraum wurde komplett leergeräumt. Alles konsequent auf Leichtbau getrimmt. Seit drei Jahren betreut Raeder Motorsport das Fahrzeug – ich bin absolut zufrieden.
Bist du auch außerhalb des Pisten clubs motorsportlich aktiv?
Ja – allerdings ausschließlich im Kartsport.
Was war bisher dein persönliches motorsportliches Highlight?
Definitiv das 24h-Rennen am Nürburgring 2023. Die Atmosphäre, die Nähe zu den Teams, das Spektakel – das ist einfach ein Gänsehaut-Erlebnis. Wer es einmal live miterlebt hat, versteht, warum dieser Event Kultstatus hat.
Gibt es ein motorsportliches Vorbild, das dich inspiriert?
Ja – Ken Miles. Nicht nur wegen seiner fahrerischen Klasse, sondern vor allem wegen seiner Haltung. Seine Geschichte zeigt, wie viel Leidenschaft, Präzision und Charakter im Motorsport stecken kann.
Lennart, danke für das Interview – und viel Erfolg für die nächsten Trackdays!
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Aktuelle Termine
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Lennart JungheimAutor
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