Ein Tag im Cayman GT4 auf der
Nürburgring GP-Strecke
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Text | Fotos:Benjamin Traut
Morgens früh um 5.30 Uhr: Die Sonne hat es noch nicht vollends geschafft aufzusteigen, aber ein guter Freund und ich sitzen bereits im Porsche 718 GT4 auf dem Weg zum Nürburgring. Mit zwei heißen Kaffees in der Hand und einer großen Portion Vorfreude vergehen die drei Stunden Fahrt von Lüdenscheid in die Eifel wie im Flug. Schließlich kommt bereits die Rennstrecke in Sicht. Langsam steigt der Puls, und die ersten gleichgesinnten Sportwagenfahrer sind zu sehen. Also ab durch die historische Boxengasse, hinein ins „Herz“ der Nürburgring Grand-Prix-Strecke. Die Vorfreude, wieder auf dieser Strecke fahren zu dürfen – mittlerweile das dritte Mal –, steigt ins Unermessliche. Und was sehe ich bei der Anmeldung mit Erstaunen: Ein alter Arbeitskollege hat sich ebenfalls zu dem Trackday angemeldet. Weder er noch ich wussten von unserem gemeinsamen Hobby. Eine wirklich schöne und unerwartete Überraschung, die während der gemeinsamen Pausen viel Gesprächsstoff bot.
Nach dem wie gewohnt gut organisierten Briefing geht es – nach einem kurzen Plausch mit einem jungen, enthusiastischen Sportwagenfahrer und seinem liebevoll für die Rennstrecke umgebauten BMW E39 – also endlich los. Wir reihen uns in der Boxengasse für den Start ein, der 4,0 Liter große Boxermotor des GT4 bollert leise vor sich hin, in Erwartung der vielen Geraden und Kurven, die kommen. Es ist zwar erst 10 Uhr morgens, aber bereits über 25 Grad warm. Mein T-Shirt sammelt den ersten Schweiß – vermutlich ein Mix aus Temperatur, purem Adrenalin und Respekt. Zwar ist es bereits mein drittes Mal an dieser Strecke, als erfahren würde ich mich selbst aber noch nicht bezeichnen. Dann wird der erste Gang des manuellen Getriebes mit einem hörbaren Klack eingelegt – und es geht los.
Nach den ersten paar Runden fühle ich mich auf der Strecke wieder richtig wohl. Die Reifen und Bremsen bekommen Temperatur, und das Miteinander auf der Strecke ist wie gewohnt vorbildlich. Offensichtlich sind alle hier, um gemeinsam Spaß zu haben, Rücksicht zu nehmen und das eigene fahrerische Können zu verbessern: Langsamere Autos lassen überholen, und ich gebe den vielen schnelleren Fahrzeugen im Gegenzug ebenfalls den Vorrang. Schließlich fange ich an, etwas sicherer und schneller zu werden: Der Porsche 718 GT4 ist zwar kein Rennwagen und in der GT-Welt von Porsche der „Einstieg“, aber auf der Rennstrecke fühlt sich das Auto spürbar daheim und wohl. Mit 210 km/h nach der langen Start-Ziel-Geraden im vierten Gang anzubremsen und auf bis zu 60 km/h zu verzögern, ist ein schier unbeschreibliches Gefühl. Der Fünf-Punkt-Gurt hält mich in Position, und ich muss schmunzelnd im Augenwinkel zusehen, wie sich mein Beifahrer mit dem Standardsicherheitsgurt krampfhaft versucht, im Sitz zu halten – er wird mich noch mehrmals fragen, warum ich auf die Option des Fünf-Punkt-Gurtes für den Beifahrer beim Kauf verzichtet habe. Meine Antwort bleibt mit einem breiten Grinsen immer dieselbe: Ich muss da ja nicht sitzen.
Die Kurven werden – nach anfänglicher Überforderung des Zusammenspiels von Bremsen, Kuppeln, Gänge wechseln, Einkuppeln, Gas geben – immer flüssiger und auch schneller. Ich probiere unterschiedliche Linien in den Kurven aus und höre auf mein „Popometer“, um den Porsche besser zu verstehen. Das Getriebe des Cayman ist so ziemlich das präziseste, das ich je fahren durfte. Das akustisch präsente Klacken, wenn der Gang eingelegt wird, unterstreicht den Rennwagen-Charakter des Autos. Das Zusammenspiel aus Reifen – aktuell Dunlop Race Maxx – und der ausgefeilten Aerodynamik des Porsche erlaubt Kurvengeschwindigkeiten, die mich immer wieder verblüffen. Mit 190 km/h geht es bei Vollgas durch den Advan-Bogen. Von meinem Beifahrer höre ich nur verblüfftes Lachen. Die Reifen kleben auf dem Asphalt, und ich kann den Reifenabrieb in den Radhäusern schlagen hören. Bei 8000 Umdrehungen des Boxer-Sechszylinders verwandelt sich das Cockpit in eine Konzerthalle – der Klang, die G-Kräfte, der Geruch: einfach alles macht süchtig.
Schließlich passiert, was immer einmal passieren kann – vor allem, wenn man wie ich kein Profi ist: Ich verpasse den Bremspunkt der RTL-Kurve, drehe mich und fliege von der Strecke ab. Und hier kommt einer der wichtigsten Gründe, warum ich beim Pistenclub Mitglied bin: Rennstreckenerfahrung auf Strecken wie der Nürburgring GP-Strecke zu sammeln, verzeiht Fehler. Diese können immer passieren, aber die Strecke ist so eingerichtet – mit Auslaufzonen und Kiesbett –, dass Unfälle bestenfalls komplett vermieden werden. Ganz im Gegensatz zur Nordschleife, vor der ich deshalb immensen Respekt habe. Also: dreimal tief eingeatmet und sichergestellt, dass mein Beifahrer wohlauf ist. Kurz bei Boes Motorsport rausgefahren und nachgeschaut, dass das Fahrzeug keinen Schaden genommen hat – wirklich unkompliziert und unglaublich nettes Team, vielen Dank an dieser Stelle. Und wieder zurück auf die Strecke – und aus dem Fehler lernen.
In den vielen Pausen mit Snacks und Getränken kommt man mit vielen Gleichgesinnten ins Gespräch. Unter anderem mit einem sehr erfahrenen Porsche 718 GT4 RS-Fahrer, der mir eine gesamte Runde gefolgt ist und mir Tipps gibt, was ich an meinem Fahrstil noch verbessern kann. Das nenne ich freundschaftliches Miteinander – so, wie man es sich wünscht.
Die Strecke verlassen wir nach einem langen Tag um 17 Uhr. Langsam verfliegt das Adrenalin, auf der Rückfahrt verarbeiten mein Beifahrer und ich unsere gemeinsamen Eindrücke. Es war zwar das dritte Mal auf der GP-Strecke, allerdings hatte ich noch nie so gute Konditionen: warm und trocken. Bisher hat sich die Eifel immer von ihrer regnerischen Seite gezeigt. Im April 2024 war sogar Schnee im Spiel, und an schnelle Kurvenfahrten war nur bedingt zu denken. Der Tag hat mich einmal mehr in der Annahme bestärkt, dass ich noch viel lernen kann. Der GT4 ist mit einem besseren Fahrer sicherlich zu mehr imstande, aber ich bin ja noch „jung“ und möchte mich verbessern. Leider teilt meine Frau meine Leidenschaft nur bedingt, und meine zwei kleinen Kinder (zwei und fünf Jahre alt) erlauben nur wenige Möglichkeiten, dieses Hobby auszuüben. Für nächstes Jahr habe ich allerdings einen Plan: Urlaub mit der Familie an der Küste in Zandvoort – wenn dort gleichzeitig ein Trackday stattfindet. Ich bin sicher, dass
diese Gemeinschaft ansteckend ist und auch meiner Frau gefallen wird.
In diesem Sinne: Bis bald beim nächsten Trackday!
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Benjamin TrautAutor
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