Rookies on Ice
Vater und Sohn gehen Driften
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Text:Dominik Kisskalt
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Fotos:TR Fotografie
Am Freitag machen wir uns, nach einem zeitigen Feierabend, von Nürnberg und München auf den Weg nach Süden. Im malerisch verschneiten St. Michael im Lungau herrschen bei unserer Ankunft frostige -8°C. Nach kurzem Check-In also gleich in die nahegelegene Wirtschaft. Dort treffen wir bereits die ersten Teilnehmer und Instruktoren des morgigen Trainings. Bei Wiener Schnitzel und Cordon Bleu malen wir uns aus, wie der nächste Tag wohl werden würde. Da wussten wir noch nicht, wie sehr unsere Erwartungen noch übertroffen werden sollten.
Am nächsten Morgen ging es dann zeitig los: Fahrerbesprechung um 9 Uhr in dem circa zehn Minuten entfernten Muhrtal. Dabei vor bei -10°C Autos enteisen und gemütlich alles auf Betriebstemperatur bringen. Da wir bis dato noch bei keinem Pistenclub-Event dabei waren und die Abläufe nicht kannten, wollten wir natürlich auch nicht zu spät dort aufschlagen. Kurz gesagt, wir waren natürlich viel zu früh da, was sich aber eher als Vorteil herausstellte. So hatten wir genug Zeit für die Anmeldung und einen regen Austausch mit den Mitarbeitern des Pistenclubs, auch über das Event hinaus. Alles äußerst unkompliziert und alles auf einer gemeinsamen Wellenlänge. An diesen zwei Tagen nahmen 27 Teilnehmer teil. Ein kunterbunter Haufen an Fahrzeugen und Charakteren, vom historischen Ford Escort Rallyefahrzeug bis zum 600 PS Audi RS6. Hier ist, wie wir im Laufe der zwei Tage noch deutlicher merken sollten, völlig egal mit welchem Fahrzeug, Antriebskonzept oder Grad an Erfahrung man unterwegs ist. Spaß ist auf jeden Fall garantiert. Was uns sehr überrascht hat, war die Anzahl der Teilnehmer die zum zweiten, dritten oder sogar schon zum vierten Mal an diesem Training teilnahmen. Als kleines Highlight wurde, während wir uns noch zur Fahrerbesprechung versammelten, ein nachgebauter Audi S1 sport quattro vom Anhänger gerollt. ich glaube ich brauche an dieser Stelle nicht weiter ausführen, warum sich der Beginn der Fahrerbesprechung etwas nach hinten verschob. Da hätte nur noch "der Walter" gefehlt, aber den hatten wir um einen Tag verpasst... Nach der Fahrerbesprechung wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt. Wir meldeten uns zur "Rookie-Gruppe", da wir bisher noch keine Erfahrungen auf Eis sammeln konnten. Die Übungsparcours wurden immer zuerst hinter dem Instruktor ein- bis zweimal befahren, damit jeder den Verlauf der Strecke kannte. Auf der ersten Strecke, unter den Anweisungen von Instruktor Manfred, tasteten wir uns erst einmal langsam an die Grenzen unseres Fahrzeugs heran und probierten aus, wie man das Fahrzeug quer bekommt. Natürlich mit ausgeschalteten Regelsystemen.
Manfred schaute sich das Treiben in den ersten Runden erst einmal von außen an und schwang sich dann auf den Beifahrersitz um die ersten persönlichen Tipps zu geben. Nach etwa 20 bis 30 Minuten ging es dann schon zur nächsten Übung, dem klassischen Slalomfahren. Hier war besonders interessant zu beobachten, wie gut man durch das Lupfen des Gaspedals beziehungsweise leichtes Antippen der Bremse im richtigen Moment das Fahrzeug zum Übersteuern motivieren kann. Dies war gerade im Hinblick auf meinem allradangetriebenen Golf 7 R eine wichtige Erkenntnis um diesen in den Drift zu bekommen beziehungsweise zu halten. Auch bei dieser Übung verbrachten wir circa 20 bis 30 Minuten abwechselnd damit, den Slalom zu durchfahren und über eine kurvige Eis-Strecke wieder zum Startpunkt zurückzufahren. Danach ging es zu der dritten und letzten Übung für diesen Vormittag: dem Ausweichen auf Eis bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Hierzu waren zwei Pylonentore aufgebaut, die man mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchfahren musste, und beim Passieren des ersten Tores eine Vollbremsung bis zum Stillstand hinlegen sollte. Begonnen hatten wir mit einer Geschwindigkeit von 40 bis 50 km/h, was problemlos machbar war, und steigerten uns dann immer weiter nach oben. Bei circa 75 km/h war dann allerdings die Grenze unserer Reifen für diesen Untergrund erreicht.
Trotzdem sehr beeindruckend zu sehen, wie hoch der Grup von normalen Winterreifen auf dieser präparierten Eis-Fahrbahn doch ist (solange die Sonne nicht drauf scheint!). Nach einer kurzen Stärkung beim Messenwirt in Muhr wurden am Nachmittag zwei der Strecken zu einer großen Strecke zusammengelegt, sodass insgesamt zwei große Rundkurse zum Driften zur Verfügung standen. Die Teilnehmer teilten sich auf die zwei Strecken auf, wobei man nach einiger Zeit auch zwischen den Strecken frei wechseln konnte, je nachdem, welche einem besser gefiel oder wo gerade etwas weniger los war. Was uns bei dem Freien Fahren besonders begeistert hat, war, dass man die Möglichkeit hatte durch das längere Fahren am Stück langsam ein Gefühl für das Driften zu entwickeln und so in den Flow zu kommen, den Schwung von Kurve zu Kurve mitzunehmen, sodass es wie ein flüssiges Ballett zu fahren war. Gut zu beobachten war auch, dass mit zunehmender Übung das Kurbeln am Lenkrad bei gleichem oder sogar größerem Driftwinkel deutlich weniger wurde. Man kann beim Querfahren einfach so viel mit den Pedalen lenken. Eine wahre Freude, wenn man so die ersten Kurvenpassagen in einem Go mit Umsetzen hinbekommen hat und dabei noch den Scheitelpunkt einigermaßen getroffen hat. Es war dann kein Ragieren mehr auf das Fahrzeug, sondern wieder eher ein "normales" Fahren, nur natürlich mit 100 mal mehr Spaß.
Auch hier wurde nach etwa 40 Minuten eine kurze Kaffeepause eingelegt. Hier konnte man sich wunderbar mit anderen Teilnehmern austauschen. Alles in allem müssen wir am ersten Tag nur zweimal einen Teilnehmer aus dem Schnee ziehen. Das schwere Gerät in Form eines Traktors mit Schneeketten konnte in der Scheune stehen bleiben.
Wie immer, wenn man richtig Spaß hat, ging der erste Tag viel zu schnell zu Ende und wir machten uns gegen 16 Uhr widerwillig auf den Rückweg zu unserer Ferienwohnung. Auf einmal fühlte sich das normale Autofahren auf der Straße irgendwie merkwürdig an, da fehlte irgendwie das quer durch die Kurve fahren.
Der zweite Tag hatte einen ähnlichen Aufbau wie der erste, wobei hier das freie Fahren auf den zwei großen Strecken deutlich mehr in den Vordergrund gestellt wurde. Nichtsdestotrotz machten wir uns mit zwei kleinen fahrtechnischen Übungen erstmal unter der Anleitung der Instruktoren warm. Auf der einen Strecke wurde die "Agentenwende" (rückwärts beschleunigen, einlenken, vorwärts weiterfahren) geübt. Auf der anderen Strecke war ein großer Kreisel präpariert, der nacheinander befahren werden konnte, um so das Fahrzeug im Kreis driften zu können. Hier konnte der heckgetriebene M2 Competition seine volle Stärke zeigen. Für meinen Allrad war es bei dieser Übung eine Herausforderung das Fahrzeug über einen längeren Zeitraum quer zu halten, da die Plattform doch eher zum Untersteuern als zum Übersteuern neigt.
Danach war wieder freies Fahren angesagt. Im Laufe des Nachmittags dünnten sich, aufgrund der teilweise recht langen Anfahrten, die Reihen der Teilnehmer stark aus. Nachdem wir es als fränkische Südländer nicht so weit hatten, nutzten wir die Zeit in vollen Zügen aus.
Resümee: Es war einfach gigantisch! Jetzt können wir verstehen, warum mancher Teilnehmer mehrmals an so einem Training teilnimmt und können sagen, für uns wird es auch sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein. in diesem Sinne vielen Dank an die Mitarbeiter des Pistenclubs, die die zwei perfekt organisierten Tage ermöglicht haben und bis nächstes Jahr im Muhrtal. Halt, Stopp! Es stehen davor ja noch so einige Trackdays dieses Jahr in unserem Kalender...
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Dominik KisskaltAutor
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