Zwischen Asphalt und Aha-Moment
Mein erster Trackday mit dem Pistenclub
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Text | Fotos:Michael Schulz
Der Dunst hängt noch über dem Nürburgring, als ich das Fahrerlager erreiche. Es ist kühl, still – nur ein paar Motoren brummen im Hintergrund. Ich öffne die Tür meines BMW E36 318ti Tracktools, setze mich hinein und starte den Motor. Das vertraute Grollen. Kein überzüchtetes Supercar, kein Showobjekt – einfach ehrliche Mechanik, purer Antrieb. Heute ist ein besonderer Tag: meine erste Teilnahme beim Pistenclub – und zugleich der erste Test meines neuen Workshop-Konzepts. Zwei Leidenschaften treffen aufeinander: Fahren und Führen.
Startaufstellung mit Herzklopfen
Schon bei der Anmeldung spüre ich, dass das hier anders ist. Keine Ellenbogen, kein PS-Gehabe. Nur Menschen, die den Sound eines Motors verstehen – wie andere den Herzschlag. Ich bin positiv aufgeladen. Heute will ich beides erleben: den Adrenalinkick auf der Strecke und den Austausch in der Box. Denn mein Konzept verbindet genau
das: Motorsport als Spiegel für moderne Führung. Fünf Teilnehmer sind mit dabei – Standortleiter und Verkaufsleiter von BMW und Mercedes. Alles Profis in ihrem Alltag, aber heute dürfen sie wieder Schüler sein. Statt Flipchart und PowerPoint gibt’s Helm, Benzingeruch und ehrliche Gespräche.
Erste Runden – Fokus statt Funktion
Der erste Turn. Ich rolle raus auf die GP-Strecke. Asphalt, Adrenalin, absoluter Fokus. Die Linie, die Bremspunkte, das leichte Zittern am Lenkrad – ich fühle jedes Feedback. Der E36 ist direkt, ehrlich, kompromisslos. Er verzeiht keine Fehler, aber genau das liebe ich. Hier entscheidet nicht Elektronik, sondern Gefühl. Zwischen den Turns wechseln wir vom Cockpit in die Box. Noch dampfen die Reifen, als wir anfangen, über Führung zu sprechen. Wie verändert sich unser Job, wenn Geschwindigkeit, Daten und Entscheidungen immer dichter werden? Und wie bleibt man dabei ruhig – wie ein Fahrer, der unter Druck die Ideallinie hält? Plötzlich wird alles klar: Führung ist Fahren – nur ohne Helm.
Boxenfunk und Bauchgefühl
Nach dem zweiten Turn sitzen wir in der Sonne vor der Box. Die Gespräche sind intensiver geworden. Einer der Teilnehmer erzählt, wie schwer es fällt, im Alltag klar zu kommunizieren. Ich nicke. „Der Boxenfunk entscheidet das Rennen“, sage ich. „Wenn Fahrer und Team nicht miteinander sprechen, hilft auch das schnellste Auto nichts.“ Da lacht jemand. Aber es ist dieses Lachen, das aus Erkenntnis kommt. Hier draußen, zwischen Benzingeruch und Reifenabrieb, werden Führungsprinzipien plötzlich greifbar. Kein Lehrbuch, keine Theorie – nur echte Situationen und ehrliche Reaktionen.
Mein kleiner BMW als Lehrmeister
Ich liebe, wie dieser E36 mich zwingt, präsent zu sein. Er hat keine Traktionskontrolle, kein ESP, keine Filter. Wenn ich Mist baue, spüre ich’s sofort. Und genau das macht ihn perfekt für den Workshop. Denn auch in der Führung gilt: Nur wer Rückmeldung zulässt, kann sich verbessern. Ein Teilnehmer sagt nach seiner Mitfahrt: „Ich dachte, ich fahre ordentlich – bis ich gesehen habe, wie du durch die Kurven gehst. Du nimmst Fehler nicht persönlich, du nutzt sie.“ Das war einer dieser Sätze, die hängen bleiben. Führung ist nicht Fehlervermeidung. Führung ist Lernen – immer wieder, jede Runde.
Wenn Führung zur Teamsache wird
Im nächsten Modul geht’s um Teamarbeit. Ich erzähle von der Boxencrew: Jeder Handgriff zählt, jeder weiß, was er wann zu tun hat. Keiner glänzt allein – Siege gibt’s nur gemeinsam. Ein Teilnehmer überträgt das auf seinen Verkaufsstandort: „Wir reden zu viel über Zahlen, zu wenig über Rollen und Menschen.“ Zack – wieder so ein Moment, der hängen bleibt. Manchmal reicht ein Nachmittag auf dem Asphalt, um zu verstehen, was zehn Meetings nicht schaffen. Motorsport zeigt Führung in ihrer reinsten Form: Tempo, Vertrauen, Kommunikation, Verantwortung. Wenn eines davon nicht stimmt – Ausfall.
Highspeed und Haltung
Der Nachmittag bringt noch mehr Sonne – und Tempo. Die Strecke ist heiß, die Turns werden schneller, das Vertrauen wächst. Und während ich durch die Mercedes-Arena ziehe, denke ich: Genau so fühlt sich gute Führung an. Volle Konzentration. Kontrolle am Limit. Und trotzdem genug Gelassenheit, um Spaß zu haben. Zwischen den Turns reden wir über Stress, über Druck, über Erwartungen. Wie bleibt man ruhig, wenn die Bedingungen sich plötzlich ändern? Im Motorsport nennt man das „Wetterradar“ – im Business schlicht Weitsicht. Wer früh erkennt, was kommt, muss weniger reagieren. Einer der Teilnehmer sagt: „Ich hab selten so klar gespürt, was es heißt, im richtigen Moment in die Box zu fahren – und nicht erst, wenn’s zu spät ist.“
Langstrecke statt Sprint
Im letzten Workshop-Teil geht’s um Nachhaltigkeit – die „Langstreckenstrategie“. Denn weder auf der Rennstrecke noch im Job gewinnst du mit einem Sprint. Erfolg entsteht durch Planung, Pausen, Anpassung. Ich erzähle, wie ich meinen eigenen „Führungs-Langstreckenplan“ schreibe: Ziele festlegen, Etappen planen, Energie einteilen. Die Teilnehmer ergänzen: Weniger Reaktion, mehr Richtung. Und dann wird’s still. Diese Art von Stille, die entsteht, wenn etwas Klick macht.
Fazit: Führung riecht nach Benzin und Kaffee
Am Ende des Tages lehne ich mich an die Boxenwand, der Himmel über der Eifel glüht. Mein kleiner BMW steht da – staubig, warm, zufrieden. Ich bin müde, aber glücklich. Der Test meines neuen Workshop-Konzepts hat mir genau die Erkenntnisse gebracht, die ich brauchte, um das Feintuning für 2026 zu machen. Der Pistenclub war für mich mehr als ein Fahrtraining. Es war ein Tag voller Begegnungen, Emotionen und ehrlicher Erkenntnisse. Ich habe erlebt, dass Lernen nicht in Räumen stattfindet – sondern im Moment, wenn alles echt ist: der Asphalt, das Feedback, der Mensch. Und ich weiß: Das ist erst der Anfang. Mein Workshop war nicht perfekt – das war auch nicht der Anspruch des Tests. Aber er hat funktioniert, weil er berührt. Weil er zeigt, dass Führung nicht immer PowerPoint braucht – manchmal reicht ein Satz über Funk: „Box, Box, Box.“
Nachbrenner
Auf dem Heimweg denke ich an den Tag zurück. An die vielen Helfer, die das möglich machen. An die netten Teilnehmer verschiedenster Couleur – und doch mit einem gemeinsamen Nenner. An Gespräche, Lachen, Stille. An diesen einen Augenblick, als alles Sinn ergab: Motorsport, Führung, Menschsein. Vielleicht ist das die wahre Pole Position: Nicht ganz vorne zu stehen, sondern genau dort, wo man spürt, dass man angekommen ist – bei sich selbst.
Ich freue mich schon auf den Pistenclub und den Workshop 2026.
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Michael SchulzAutor
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