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Let's drift again


01. April 2020 | Mitgliederberichte

Die Autoindustrie produziert schon seit geraumer Zeit sehr erfolgreich Fahrzeuge mit sehr wirkungsvollen und Assistenzsystemen, die ein sicheres Führen eines Fahrzeugs gewährleisten. Doch es gibt Fahrer mit solchen Fahrzeugen, die genau diese Systeme abschalten, damit das Fahren besonders anspruchsvoll wird.
  • Text:
    Albrecht Wantzen
  • Fotos:
    TR Fotografie

Es ist ja so: Die Autoindustrie produziert schon seit geraumer Zeit sehr erfolgreich Fahrzeuge mit sehr wirkungsvollen Sicherheits- und Assistenzsystemen, die ein weitgehend sicheres Führen eines Fahrzeugs gewährleisten. Das gilt mittlerweile nicht nur für die hochpreisigen Premium-Fahrzeuge und Sportwagen, sondern auch für die Mittelklasse und sogar für die gehobene Kleinwagenklasse. Die Fahrwerke der Autos bieten hinsichtlich Spurtreue, Fahrverhalten und Gutmütigkeit eine für das Fahren nie dagewesene Sicherheit. Dazu kommen in den letzten Jahren eine Vielzahl von Assistenzsystemen, die neben ABS und ESP die Spurtreue, die Aufmerksamkeit, den Abstand zum Vorder- und Hintermann und vieles andere erfassen und situationsbedingt sogar in den Fahrzustand eingreifen und dynamisch eine möglicherweise kritische Fahrsituation erkennen und entschärfen. Diese Fahrzeugfunktionen gehören entweder zur Grundausstattung oder können über eine Ausstattungsliste mehr oder weniger preiswert erworben werden.

Warum beschreibe ich das dem geneigten Leser? Man sollte ja meinen, dass es den Fahrern und Fahrerinnen darum geht, einmal zu testen, wie gut diese Systeme eigentlich funktionieren. Aber nein, weit gefehlt, es gibt Fahrer und Fahrerinnen mit solchen wie oben beschriebenen Fahrzeugen, die an Fahrtrainingsveranstaltungen teilnehmen, bei denen genau diese elektronischen Systeme abgeschaltet werden. Damit das Fahren auch besonders anspruchsvoll wird, trifft man sich auf mit Eis und Schnee bedeckten Rundkursen. Und zahlt dafür auch noch Eintritt.

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Trotz guter Bereifung braucht aus dem auf dem Schnee versierte Fahrer.

So geschehen wieder im Februar 2020 beim Winter- und Fahrtraining des Pistenclub in Muhr/Österreich. Es standen drei unterschiedlich lange Rundkurse auf Eis und Schnee besten präpariert zur Verfügung. Das Wetter war hervorragend und alle Teilnehmer in bester Laune. In der Fahrerbesprechung wurde nochmals betont, dass jeder den Spaß erfahren soll, auf einem Winterparcours sein Fahrzeug kontrolliert bewegen zu lernen, oder falls er es schon kann, diese Fahrtechnik auszukosten.

Dabei erfolgte noch der Hinweis, dass man jedes Fahrzeug in einen kontrollierten Drift führen kann - also keine Ausreden wie "mit meinem Auto geht es aber irgendwie nicht" - und so auch den gesamten Kurs mehr quer als geradeaus zur Fahrtrichtung umrunden kann. Wer Zweifel daran hatte, so die Empfehlung, der schalte nicht wieder die Assistenzsysteme ein, der hole sich von einem Menschen, dem sogenannten Instruktor, fachkundigen Rat, wie es gelingt auf glattem Untergrund den instabilen zustand des Fahrzeugs zu meistern oder gar zu beherrschen. Und wenn ich instabil sage, dann sei erwähnt, dass es stellenweise blankes Eis war, das es galt zu bewältigen.

Dann bleibt doch nur die Frage: Sind die eigentlich alle irre?

Ja und nein. Ja, weil alle Überzeugungstäter sind und man für jeden intensiven Sport ein wenig irre sein muss und nein, weil es einen ungeheuren Spaß macht, sich nach einiger Übung einen kontrollierten Drift über 180 Grad oder einen Walzer zwischen den Slalompylonen hinlegen zu können. Hier muss ich die engagierten Instruktoren - die menschlichen Assistenzsysteme - hervorheben. Martin, Wolfgang, Walter und Manfred gaben in gewohnt entspannter und humorvoller Weise die Korrekturen, die es für diesen Tanz auf der Schneeflocke braucht, und damit das Timing für Bremsen (bitte mit links), Lenken und Gasstoß entscheidend verbesserten - neben anderen wertvollen Tipps wie Sitzposition und ähnlichem.

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In Reih und Glied: Die Teilnehmer des Wintertrainings bringen sich in Stellung.

Erwähnen muss ich auch die Teilnehmer, die gar nicht erst mit einem High-Tech-Fahrzeug teilnahmen, sondern die von vornherein mit einem Fahrzeug ohne jedes Assistenzsystem antraten. Das nenne ich "back to the roots", und es zeigt, dass man auf diese Weise natürlich erst recht die Geheimnisse der Querbeschleunigung im besten Sinne des Wortes erfahren kann. Da musste ich mit einem Tränchen im Auge an die 70er Jahre mit meinem NSU TT denken.

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Keine Angst vor Eis und Schnee: Die Teilnehmer hatten Spaß beim Wintertraining.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Veranstaltung noch viele Jahre im Programm bleibt, wenn auch das zunehmend wärmere Wetter selbst im Lungau, dem angeblich kältesten Ort Österreiches, manchen Zweifel aufkommen lässt. Aber an alle Pistenclub-Fans: Solange es geht, nehmt die Gelegenheit wahr, es ist eine effiziente und spaßige Erfahrung, bei der man für seine eigene Fahrtechnik gewinnen kann und das Fahrgefühl für die Fahrzeugbalance ganz entscheidend erweitert.

  • Aktuelle Termine

Es sind keine Veranstaltungen geplant.
  • Albrecht Wantzen
    Autor

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